Mille Miglia hat geschrieben:
Braucht es noch Worte?
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Na gut. Thema Fahrwerk nach ca. 2 h Arbeit sehr erfolgreich abgehakt
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War sehr interessant. Hab mir erklären lassen, dass er für die Fahrwerkseinstellungen extra eine eigene Hebebühne angeschafft hat. Bühnen, auf denen auch andere Instandsetzungsarbeiten und Schweißarbeiten durchgeführt werden, zeigen mit der Zeit angeblich Abnutzungserscheinungen. Die Beste Fahrwerkseinstellung hilft nichts, wenn die Bühne auf der die Arbeiten durchgeführt wurden, komplett verzogen ist.
Zudem habe ich mir erklären lassen, dass Wolfgang Weber regelmäßig mit den Lieferanten zusammenarbeitet und die Messwerkzeuge weiterentwickelt. Sah alles in allem schon gut aus.
Zuerst wurde die Hinterachse neu eingestellt. Das hat soweit recht reibungslos funktioniert.
Die Vorderachse war da schon komplizierter. Gerade die Spurstangen waren recht verrostet und man musste einiges an Überzeugungsarbeit leisten. Vor der Probefahrt wurde dann noch die Zug- und Druckstufendämpfung eingestellt. Gerade an der Hinterachse war das etwas fummelig, weil man die Verkleidung entfernen musste.
Seine Meinung zum Thema Fahrwerke war, dass er Kunden ungern ein V3 verkauft, weil man den Sturz einfach nicht perfekt einstellen kann. Die Kunden sind zwar meistens zufrieden, allerdings ärgert er sich immer selbst darüber, dass die Einstellung eigentlich wesentlich besser möglich wäre. Über ihn bekommt man das Clubsport Fahrwerk für wenige hundert Euro mehr und hat dann die einstellbaren Domlager. Will man diese nachrüsten, wenn das V3 schon verbaut ist, muss man mit ca. 800 € Invest rechnen. Man kannn das Clubsport auch mit den Federn des V3 ordern und muss somit auf keinerlei Komfort verzichten.
Nun zur Probefahrt:
Die Werkstatt befindet sich in einer sehr ländlichen Gegend mit relativ wenigen Einwohnern. Die Straßen sind entsprechend kurvenreich, hügelig und vor allem leer. Es gibt verschiedenste Fahrbahnbeläge und Spurrinnen.
Ich bin ja gelegentlich auch schneller unterwegs und kann durchaus einschätzen, mit welchen Geschwindigkeiten Kurven genommen werden können. Ich kannte auch das Fahrverhalten meines 1ers ziemlich gut. Aber das, was ich da erlebt habe, war Wahnsinn. So wie die Testrunde abgefahren wurde, hätte das Auto bei vorheriger Fahrwerkseinstellung mindestens einen 6-fachen Totalschaden
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Die Straßen waren nicht sehr breit und die Geschwindigkeit definitiv in einem Bereich, in dem man eine Weile auf den Führerschein verzichten dürfte. Vor den Kurven wurde nicht oder zumindest nur wenig gebremst und komplett im Drift genommen. Ich hab mir immer eingeredet, dass er schon wissen wird, was er macht, aber wohl war mir auf dem Beifahrersitz definitiv nicht mehr
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Das Fahrzeug shciebt so gut wie überhaupt nicht mehr über die Vorderachse. Die Hinterachse lenkt aktiv mit, das Auto fährt sich aber absolut nicht giftig, sondern so gutmütig, wie man es lange Zeit von BMW gewohnt war. Es ist absolut faszinierend, wie das Auto plötzlich über Kuppen in Kurven fährt.
Nie im Leben hätte ich erwartet, dass die Spaghettigummis so einen enormen Grip aufbauen können. Auch die Performance beim Bremsen ist furchteinflößend. Das Wanken ist komplett eliminiert.
Wenn man früher im ersten Gang auf trockener Straße flott angefahren ist, haben die Räder leicht durchgedreht und das Heck ist immer hin und her geschwänzelt. Jetzt nagelt man das Gaspedal einfach auf dem Bodenblech fest und es quietscht nicht einmal mehr.
Wo früher Kurven waren, ist jetzt auf einmal eine Gerade Strecke. An Stellen, an denen man früher gebremst hat oder vom Gas gegangen ist, fährt man jetzt einfach durch. Ich hab es nahezu nicht geschafft, das Auto in den Grenzbereich zu bringen. Der Grip auf der Vorderachse ist der Hammer und das Heck bringt man eigentlich auch nur in Kreisverkehren in den Drift. Auf Landstraßen müsste das Tempo für einen quietschen der Hinterreifen jenseits von gut und böse liegen.
@stunty: Da hattest mich gebeten, die Enschätzung Bilstein vs. KW zu hinterfragen:
Bilstein-Fahrwerke sind als Einrohrdämpfer aufgebaut. Diese werden mit einem Druck von 30 Bar befüllt. Damit will Bilstein erreichen, dass das Öl nicht beginnt, zu schäumen. Durch den hohen Druck ist das Ansprechverhalten der Bilsteindämpfer wesentlich schlechter, als bei den KW-Fahrwerken.
KW-Dämpfer werden als Zweirohrdämpfer gefertigt. Die Verschäumung des Öls wird mit Additiven bewerkstelligt. Das Ansprechverhalten ist wesentlich besser, als bei Bilstein.
Beweis hierfür bietet die Nordschleife. Von den 10 schnellsten Fahrzeugen sind 9 mit KW-Fahrwerken aufgebaut. Das sollte Beweis genug sein.
Empfehlung von Wolfgang Weber ist ganz klar, ein V3 zu kaufen und vernünftig auf das Fahrzeug einstellen zu lassen. Die Fahrfreude ist immens und der Reifenverschleiß nimmt auch noch ab.
Vor der Fahrwerkseinstellung habe ich mir lange überlegt, ob ich mir andere Stabis und eine Diffsperre einbauen lassen sollte. Aufgrund des Preises und meines Fahrprofils bin ich zum Schluss gekommen, dass es mir die Invesition nicht Wert ist.
Stabis sind laut Wolfgang nicht notwendig. Eine Differentialsperre trägt aber deutlich zur Performance und zum Fahrspaß bei.
Ach ja: Für die Vermessung wollte er 170 € haben.
Fazit: Mir taugt's voll
PS: Der Erfahrungsbericht darf gerne in einen passenden Fahrwerksthread verschoben werden
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